PISA-Absage: Wegwerfen des Fieberthermometers?

Von Gary Fuchsbauer

Im ersten Teil von news.orf.at „Leitl für PISA-Alleingang Oberösterreichs“ spricht sich nun auch Oberösterreichs immer-gut-für-eine-Meldung-Leitl für die PISA-Teilnahme seine Bundeslandes aus.

Im zweiten Teil dann ein interessanter Vergleich, der mich zum Weiterdenken anregt:

 

Der Leiter der bildungspolitischen Abteilung der Kammer, Michael Landertshammer, kann das Aussetzen der Studie nicht nachvollziehen. „Bei allem Verständnis, dass die Regierung ein Budget auf die Beine bringen muss und das ein willkommener Punkt ist, wo man einsparen kann: Wenn ich Fieber habe und das Thermometer wegschmeiße, habe ich ja deswegen auch nicht kein Fieber mehr.“

Ähm, und wie oft haben Untersuchungen des Bildungssystems schon Fieber angezeigt und trotzdem gab es keine Medizin in Form von Maßnahmen,

- die mehr Ruhe und Zeit in die Bildung bringen,

- die mehr Chancengerechtigkeit für Kinder aus unteren Sozialschichten bringen,

- die das frühe Selektieren abschaffen,

- die das Potenzial der Kinder statt deren Schwächen suchen,

- die Budget für Unterstützungspersonal an Schulen bereitstellen, und zwar wenn schon nicht in skandinavischem, dann zunächst wenigstens im OECD-Schnitt-Ausmaß,

- die die Ausbildung der ElematarpädagogInnen auf Masterniveau heben (Österreich ist das letzte Land in der EU, das das nicht tut) und dann das Budget bereitstellen, um diese angemessen zu entlohnen,

- die das Vertrauen in die Fähigkeiten der LehrerInnen heben und den Kontrollwahn durch InspektorInnen und externe Überprüfungen zurückdrängen, und ähnliche mehr?

 

Die Wirtschaftskammer des Herrn Leitl und seine bildungspolitische Abteilung sollte sich überlegen, was ein Unternehmen tut, wenn es erkannt hat, dass so zahlreiche Maßnahmen in anderen Unternehmen/Ländern umgesetzt werden:

Weiterhin zuschauen und auf neue Fieberthermometer warten?

Oder lieber doch Budget bereitstellen, um diese Maßnahmen setzen zu können?

Einige der von mir genannten Maßnahmen werden auch von der Wirtschaftskammer gefordert.

 

Warum kann sie sich damit seit Jahren nicht in der Regierung durchsetzen?

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Zum Umgang mit Problemanalysen siehe auch Reinhart Sellners Finnlandkurzzusammenfassung:

 

Mein Kommentar scheint als Zweiter in meinbezirk.at/kirchdorf auf.

 

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